Es ist schon eine Weile her, dass ich in Venedig war. Dennoch möchte ich meinem Blog etwas mehr Internationalität verleihen. Und da die Stadt einfach unglaublich interessant und unvergleichlich ist, musste ich einfach einen Beitrag über Venedig schreiben.
August 2021: Mitten in der Corona-Krise nutzte ich die Zeit des eingeschränkten Tourismus und flog von Köln aus in die Lagunenstadt. Drei Tage Venedig, und das ohne die sonst übliche Hochsaison-Menschenmasse. Für mich war es das erste Mal, dass ich die Stadt besuchte. Ich kombinierte meinen Flug nach Venedig mit einer Zugreise weiter nach Florenz und Pisa, bevor es nach knapp einer Woche schon wieder zurück nach Deutschland ging. Eigentlich zu wenig Zeit für drei Städte, aber ich wollte mich nicht nur auf eine festlegen und noch einige Urlaubstage für später aufbewahren. Florenz und Pisa sind natürlich auch ausgesprochen schön, aber Venedig ist mit den vielen Kanälen, engen Gassen, der interessanten Architektur und den unzähligen kleinen Brücken wirklich eine Klasse für sich!
Eigentlich hätte ich diesen Text besser nicht schreiben sollen. Denn jetzt suche ich ständig nach einer günstigen Möglichkeit, wieder dorthin zu reisen. Wenn meine Reisewunschliste nur nicht schon so übervoll wäre. Seufz!
Allerdings möchte ich in dem Beitrag auch auf die Probleme der Stadt eingehen. Einerseits wäre das der Massentourismus, der Venedig wie kaum eine andere Stadt zu schaffen macht. Dann wären da noch das Absinken der Stadt, regelmäßiges Hochwasser, dass die Gebäude beschädigt, sowie eine stetig sinkende Bewohneranzahl.
Venedig im Überblick
Einwohner: 261.905, davon auf der Hauptinsel bzw. in der Altstadt ca. 50.000 (Tendenz sinkt)
Region: Venetien
Anzahl Brücken: 467
Gegründet: 421 n. Chr.
Die Geschichte von Venedig
Im Gegensatz zu vielen anderen italienischen Städten wurde Venedig nicht von den Römern gegründet. Die Geschichte Venedigs reicht zurück bis ins 5. Jahrhundert, als Flüchtlinge vor barbarischen Invasionen (Westgoten und Hunnen) das venetische Festland verließen und auf die Inseln der Lagune flüchteten. Diese Flüchtlinge legten den Grundstein für das, was sich später zu einer der mächtigsten Handelsmetropolen des Mittelalters entwickelte und über mehrere Jahrhunderte sogar ein eigenständiger Staat war.
Als Tag der Gründung von Venedig gilt der 25. März 421 n. Chr., der Tag des heiligen Markus. Zunächst unterlag Venedig dem Machteinfluss des Byzantinischen Reiches und war dessen westlicher Außenposten. Vom 7./8. Jahrhundert bis 1797 war die Republik Venedig eine See- und Wirtschaftsmacht und erstreckte sich von Norditalien bis nach Zypern. Durch die ideale geografische Lage entwickelte sich Venedig ab dem 10. Jahrhundert zu einer der wichtigsten Handelsmetropolen im Mittelmeerraum. Die Venezianer nutzten ihre Stellung, indem sie Luxusgüter wie Seide, Gewürze und Pelze aus dem Orient in die Stadt brachten und weiterverkauften.
Etwa ab dem 16. Jahrhundert begann allmählich der Niedergang Venedigs als Handelsmacht. Die Republik wurde von Portugal, Spanien, den Niederlanden und Großbritannien zunehmend überholt. Venedigs Schwachstellen waren die geringe Bevölkerungszahl sowie eher rohstoffarme Kolonien, und es konnte daher irgendwann machtpolitisch und wirtschaftlich nicht mehr mithalten.
Ab 1797 war Venedig abwechselnd in österreichischer und französischer Hand. 1866 wurde es dann Teil des noch recht neuen Königreichs Italien.
Die florierende Vergangenheit der Stadt spiegelt sich noch heute in den beeindruckenden Palästen, Kirchen und Museen wider.
Allgemeines über Venedig
Venedig besteht nicht nur aus der Lagune, die etwa 60 Inseln umfasst – mit der Altstadt Venedigs als Hauptinsel. Diese besteht wiederum aus 127 kleinen Inseln, die mit Brücken und Kanälen verbunden sind und mehrere Stadtteile bilden. Von oben gesehen, sieht die Hauptinsel ein bisschen aus wie ein Fisch.
Allerdings gehört zur Stadt Venedig auch ein Teil auf dem Festland. Hier wohnen sogar mehr Menschen als auf den Inseln. Festland und Inseln sind mit einer Brücke verbunden, auf der auch Züge und eine Straßenbahnlinie verkehren. Leider hatte ich keine Zeit, den Festlandteil zu besuchen.
Auf der Hauptinsel gibt es keine Autos und auch keine Straßen. Die Straßen enden alle im westlichen Teil der Altstadt, genauso wie die Züge und die Straßenbahn, die die Altstadt mit dem Festland-Venedig verbindet (T1). Von hier aus kommt man dann nur noch zu Fuß oder mit den Personenfähren weiter, die feste Liniennummern haben und quasi Wasserbusse sind. Diese werden Vaporetti genannt. Es gibt auch Wassertaxis und natürlich die Gondeln. Leider sind Tickets für die Vaporetti sehr teuer. Eine Einzelfahrt (max. 75 Minuten) kostet stolze 9,50 Euro, ein Tagesticket 25 Euro und inklusive Flughafentransfer sogar 33 Euro. Zum Glück kann man die Altstadt auch komplett zu Fuß erkunden, aber die ein oder andere Fahrt mit einem Vaporetto sollte man sich schon gönnen. Tagsüber sind diese allerdings häufig überfüllt.
Die Preise für eine Gondelfahrt sind noch höher: Eine halbe Stunde kostet 90 Euro! Nach 19 Uhr wird es sogar noch teurer. Der Preis gilt allerdings nicht pro Person, sondern pro Gondel. Ticketanbieter wie GetYourGuide bieten Gruppenfahrten an, bei denen die 90 Euro entsprechend geteilt werden und dann „nur“ noch etwa 30 Euro pro Person kosten. Trotzdem habe ich bei meinem Venedig-Aufenthalt auf eine Gondelfahrt verzichtet. Vielleicht beim nächsten Mal…
Venedig – die Stadt, die auf Holzpfählen errichtet wurde
Die Orte der Lagune wurden auf Millionen von Holzpfählen errichtet, die in den Untergrund gerammt wurden. Man hatte früh entdeckt, dass sich unter der Schlammablagerung fester Lehmboden befand und dass sich auf Pfählen, die in diese Schicht gerammt wurden, Gebäude errichten ließen. Die Bauten selbst wurden aus leichten Tonziegeln erbaut, um Gewicht zu sparen.
Viele Gebäude sind trotz erkennbarer Bemühungen inzwischen in einem schlechten Zustand. Gründe dafür liegen zum einen im Anstieg des Wasserspiegels, welcher in vielen Gebäuden das unterste Geschoss unbewohnbar macht. Zum anderen wurden seit dem Ende der Republik Venedig die Pflegemaßnahmen der Gebäude vernachlässigt. Zudem sind Wohnungen in der Altstadt deutlich teurer als auf dem Festland und sind daher an einigen Stellen unbewohnt.
Die Wahrzeichen von Venedig
Markusdom
Der Markusdom – im italienischen „Basilica San Marco“ genannt – steht am zentralen Markusplatz (Piazza San Marco) und ist das bekannteste Wahrzeichen Venedigs. Die erste dem heiligen Markus geweihte Kirche wurde in den Jahren 829 bis 832 als Palastkapelle des Dogenpalastes unter dem Dogen Giovanni I. Particiaco erbaut, um die 828 aus Alexandria geraubten Gebeine des Evangelisten Markus aufzunehmen. Es war wohl im Mittelalter eine weit verbreitete Tradition, dass man wegen irgendwelchen heiligen Gebeinen einen Dom baut, war beim Kölner Dom genauso (dieser wurde ab 1248 gebaut, um den alten Dom zu ersetzen und damit dem Pilgerstrom gerecht zu werden, welcher durch die Gebeine der heiligen drei Könige aus Mailand ausgelöst wurde).
Im Jahr 976 wurden die Kirche und 200 Häuser durch ein von Aufständischen im benachbarten Dogenpalast gelegtes Feuer zerstört. Die Gebeine des Markus galten daraufhin als verschollen. Der heutige Markusdom wurde 1063–1094 errichtet. Der Legende nach wurden die Gebeine des heiligen Markus durch ein Wunder am 25. Juni 1094 wiedergefunden. Dieser Tag wurde zum Feiertag Inventio Sancti Marci.
Im 13. Jahrhundert wurden die Kuppeln des Markusdom erhöht, die nördliche Vorhalle nach byzantinischem Vorbild hinzugefügt und die Westfront als Säulenfassade umgestaltet. Ab der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts erfolgte eine dritte Bauphase, die den Dom im Stil der venezianischen Gotik veränderte. Diese Bau- und Ausschmückungsphase erstreckte sich bis ins 17. Jahrhundert. Seit dem Jahr 1617 gilt der Markusdom allgemein als fertig.
Es versteht sich von selbst, dass der Besuch des Markusdoms Pflicht ist, wenn man in Venedig ist. Aber selbst zu meiner Zeit in Venedig war die Warteschlange seeehr lang. Daher am besten online bei Get your Guide nach Skip-the-Line-Tickets für den Markusdom suchen. Je nach Angebot hat man dann auch einen Audioguide oder eine Führung inklusive.
Der Zutritt zum Innenraum der Kirche ist grundsätzlich kostenlos. Es gibt aber kostenpflichtige Bereiche:
Museo di San Marco: Das Dommuseum, welches mehrere Kunstschätze des Doms zeigt. Über das Dommuseum gelangt man auch auf die Domterrasse mit Ausblick auf den Markusplatz und dem anschließenden Piazzetta (der Platz vorm Dogenpalast, der am Canal Grande angrenzt, siehe Bild unten). Der Ausblick ist absolut empfehlenswert!
Pala d’Oro: Das aus Gold und Edelsteinen gefertigte Altarbild, welches wohl eher für Kunstkenner*innen von Interesse ist.
Tesoro di San Marco: Der Domschatz.
Markusturm
Der Markusturm (italienisch Campanile di San Marco) ist der Glockenturm des Markusdoms und steht ihm schräg gegenüber. Mit dem Begriff „Campanile“ sind im Deutschen ausschließlich freistehende Glockentürme gemeint (wie in diesem Fall), in der italienischen Sprachen werden sämtliche Glockentürme so bezeichnet. Seine Höhe beträgt knapp 99 Meter, damit ist er das höchste Gebäude Venedigs. Ursprünglich diente seine Turmspitze den Schiffen als Leuchtturm. Traditionell wurde er von den Venezianern „El paron de casa“ (der Herr des Hauses) genannt.
Der Campanile ist ein Wiederaufbau. 1902 stürzte nämlich der Originalturm ein, welcher bereits zwischen 888 und 911 gebaut wurde. Der damalige Versuch einen Lift einzubauen hatte zu Rissen im Turm geführt, wodurch er wahrscheinlich einstürzte.
Der Besuch des Glockenturms lohnt sich auf jeden Fall. Man fährt entspannt mit dem Aufzug hoch und kann von hier aus über ganz Venedig blicken.
Dogenpalast & Seufzerbrücke
Der Dogenpalast, ein weiteres architektonisches Meisterwerk, war ab dem 9. Jahrhundert der Regierungs- und Justizsitz der Republik Venedig. Dogen wurden zwischen dem 8. Jahrhundert und 1797 die Staatsoberhaupte von Venedig genannt (abgeleitet vom lateinischen Wort „dux“ für Anführer, Fürst). Heute beherbergt der Dogenpalast ein Museum, das Einblick in die politische und künstlerische Geschichte der Stadt gibt. Besucher können durch Säle laufen, Gemälde angucken und über die berühmte Seufzerbrücke spazieren, die früher den Weg der Gefangenen in die Gefängniszellen markierte.
Die Seufzerbrücke (italienisch: Ponte dei Sospiri) verbindet den Dogenpalast und die Prigioni nuove, das neue Gefängnis und führt über den Kanal Rio di Palazzo. Die elf Meter lange, weiße Kalksteinbrücke wurde von Antonio Contin geplant, einem Neffen von Antonio da Ponte, dem Erbauer der Rialtobrücke. Contin hatte am Bau dieser Brücke bereits mitgewirkt. Im Jahre 1600 war dann Baubeginn der Seufzerbrücke und dauerte 2-3 Jahre an.
Vom Dogenpalast wurden die Verurteilten zur Haft oder zur Hinrichtung über die Seufzerbrücke in die Gefängnisszellen gebracht. Über die Brücke führen zwei durch eine Mauer getrennte Wege. Die Brücke ist außerdem mit zwanzig Maskenköpfen verziert.
Die „Seufzerbrücke“ erhielt erst im Zeitalter der Romantik (Ende 18. und 19. Jahrhundert) ihren Namen, in der Vorstellung, dass die Gefangenen auf ihrem Weg ins Gefängnis von hier aus zum letzten Mal mit einem Seufzen einen Blick werfen konnten.
Einen sehr guten Blick auf die Seufzerbrücke hat man von der Ponte della Paglia und auf der anderen Seite vom Ponte della Canonica.
Übrigens: Viele ähnliche Brücken wurden nach dem italienischen Vorbild ebenfalls Seufzerbrücke genannt. Bekanntere unter ihnen sind die an der Universität Cambridge, an der Universität Oxford, in Bremen und Glasgow.
Tickets für den Dogenpalast gibt es hier.
Rialto-Brücke
Die Rialtobrücke (italienisch: Ponte di Rialto) ist ebenfalls eines der bekanntesten Bauwerke von Venedig. Die Brücke führt über den Canal Grande und hat eine Länge von 48 m, eine Breite von 22 m und eine Durchfahrtshöhe von 7,50 m. Sie war bis zum Bau der Accademia-Brücke 1854 der einzige Fußweg über den Canal Grande. Die Rialtobrücke wurde zwischen 1588 und 1591 gebaut.
Der Name der Brücke bezieht sich auf das Gebiet Rialto in Venedig-San Polo, das etwa ein Jahrtausend lang der wichtigste Handelsplatz der Stadt war. Rialto leitet sich von italienisch Rivo alto ab, was hohes Ufer bedeutet.
Auf der Riaoltobrücke ist das Gedränge besonders heftig. Man darf sich hier daher auch nicht auf der die Stufen der Brücke setzen. Selbst als ich mich eimal einige Meter neben dem Zugang zur Brücke gesetzt hatte (ich saß nicht im Weg, sondern vor einer Hauswand), wurde ich von offiziellen Einsatzkräften der Stadt Venedig aufgefordert, mich nicht hinzusetzen. Ich glaube, die Regel gilt auch für den Markusplatz.
Ponte dell’Accademia
Die Brücke „Ponte dell’Accademia“ liegt östlich von der Rialtobrücke und verbindet die Stadtteile San Marco und Dorsoduro. Sie befindet sich in der Nähe der Accademia-Galerie, einem der bedeutendsten Kunstmuseen Venedigs. Zum Glück war bei meinem Besuch hier das Gedränge nicht ganz so arg, wie auf der Rialtobrücke.
Die erste Ponte dell’Accademia wurde 1854 erbaut und war eine eiserne Brücke. Diese ursprüngliche Brücke wurde 1933 durch eine temporäre Holzbrücke ersetzt, die aber für einige Jahrzehnte bestehen blieb. Erst 1985 wurde die Holzbrücke durch eine neue, dauerhafte Holzbrücke ersetzt.
Die Ponte dell’Accademia ist ein Muss, da sie eine der besten Aussichten auf den Canal Grande bietet. Von der Brücke aus hat man einen sehr schönen Blick auf die Kirche Santa Maria della Salute und das berühmte Panorama des Canal Grande.
Als ich einmal alleine auf dem Markusplatz war
Einmal bin ich noch vor Sonnenaufgang aufgestanden, um ein wenig durch die Stadt zu schlendern, und hatte den Markusplatz nahezu für mich alleine. Das war echt ein einmaliges Erlebnis und ich kann frühes Aufstehen nur empfehlen. Während einer Reise stehe ich gerne wenigstens einmal vor bzw. zum Sonnenaufgang auf. Es ist einfach ein ganz anderes Gefühl, wenn kaum Leute unterwegs sind. Gerade solche Touristen-Hotspots erlebt man dann ganz anders. Dabei bin ich eigentlich kein Frühaufsteher, aber wenn ich mir gute Fotos verspreche, klappt das auf einer Reise am ehesten (nicht jeden Tag).
Massentourismus in Venedig: Touristensteuer für Tagesbesucher
Lange wurde es angekündigt, 2024 war es dann soweit: Tagesbesucher mussten in Venedig eine Gebühr von 5 Euro zahlen. Allerdings nur an bestimmten Tagen. Eingeführt wurde die Gebühr im April und lief erstmal nur als Test bis Mitte Juli. Fest eingeführt soll die Gebühr 2025 werden. An besonders kritischen Tagen müssen Tagesbesucher dann sogar zehn Euro zahlen müssen. Die Einnahmen hiervon sollen für den Erhalt der Altstadt verwendet werden.
Dazu muss man sich dann auf einer Website registrieren und kriegt nach Zahlung einen QR-Code, dem man bei den stichprobenartigen Überprüfungen nachweisen muss. Kann man das nicht, drohen bis zu 300 Euro Strafe. Leute, die eine Übernachtung nachweisen können, sind von der Gebühr befreit. Allerdings müssen auch diese sich auf der Website registrieren, dort ihr Hotel angegeben und erhalten so dann den QR-Code gratis. Irgendwo las ich, dass man aber auch in den Hotels selber den QR-Code kriegen kann.
Jetzt wo die Testphase vorbei ist, gibt es auch kritische Stimmen: Kritisiert wird der Umgang mit personenbezogen Daten, aber es gibt auch Venezianer selbst, die gegen die Gebühr sind, da sich die Stadt jetzt erst recht wie ein Freizeitpark anfühlt. Und die Anzahl an Touristen konnte damit wohl auch nicht gesenkt werden. Mehr dazu hier.
Wird Venedig irgendwann untergehen?
Die Frage, ob Venedig untergehen wird, ist komplex und hängt von mehreren Faktoren ab, darunter Klimawandel, Meeresspiegelanstieg und menschliche Eingriffe. Hier sind die Hauptpunkte:
Bedrohungen für Venedig
- Meeresspiegelanstieg:
Der globale Meeresspiegelanstieg durch den Klimawandel stellt eine der größten Bedrohungen für Venedig dar. Prognosen zufolge könnte der Meeresspiegel bis zum Ende des Jahrhunderts erheblich ansteigen, was die Überflutung der Stadt verschärfen würde. - Landabsenkung:
Venedig leidet auch unter Landabsenkung. Die Stadt sinkt aufgrund natürlicher geologischer Prozesse und durch menschliche Aktivitäten wie die Wasserentnahme aus dem Grundwasser. - Hochwasser:
Venedig wird regelmäßig von Hochwasserereignissen, bekannt als „Acqua Alta“, heimgesucht, bei denen die Stadt überschwemmt wird. Diese Ereignisse haben in den letzten Jahren an Häufigkeit und Intensität zugenommen. Zuletzt gab es im November 2019 ein größeres Hochwasser, bei dem der Markusplatz hüfthoch überflutet wurde. Im Herbst und Winter kommt es immer mal wieder zu Hochwasser in Venedig.
Maßnahmen zum Schutz Venedigs
- MOSE-Projekt:
Das noch recht neue MOSE-Projekt (Modulo Sperimentale Elettromeccanico) dient dazu, Venedig vor Hochwasser zu schützen. Es besteht aus einer Reihe von mobilen Barrieren im Meer vor Venedig, die bei Bedarf angehoben werden können, um die Lagune vom Meer abzuschotten. Es kostete sechs Milliarden Euro. - Renaturierungsmaßnahmen:
Weitere Maßnahmen umfassen die Renaturierung von Laguneninseln, die Wiederaufforstung und die Schaffung von natürlichen Barrieren, um die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern. - Nachhaltigkeit und Anpassung:
Venedig setzt auf nachhaltige städtische Planung und Anpassungsstrategien, um die Stadt widerstandsfähiger gegen Überschwemmungen und den steigenden Meeresspiegel zu machen.
Seit dem Jahr 2020 ist MOSE in Betrieb und hat bereits mehrere Hochwasserereignisse erfolgreich abgewehrt. Allerdings gibt es Bedenken hinsichtlich der Langzeitwirksamkeit und der Wartung des Systems.
Zukunftsaussichten für Venedig
Die Zukunft Venedigs hängt von der Wirksamkeit der Schutzmaßnahmen und den globalen Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels ab. Wenn der Meeresspiegel weiter steigt und die Schutzmaßnahmen nicht ausreichen, könnte Venedig ernsthafte Schwierigkeiten haben, dauerhaft bewohnbar zu bleiben. Die Stadt und die internationale Gemeinschaft arbeiten jedoch intensiv daran, Lösungen zu finden. Insgesamt bleibt Venedigs Schicksal unsicher, aber die aktuellen Anstrengungen geben Hoffnung, dass die Stadt gerettet werden kann.
Kreuzfahrtschiffe in Venedig
Die Kreuzfahrtschiffe waren den Venezianern schon lange ein Dorn im Auge, da diese mit verantwortlich sind für den Massentourismus und der Lagune erheblichen Schaden zufügen. Deswegen haben sich in der Stadt schon Aktivisten zusammengetan, um gegen Kreuzfahrtschiffe in der Lagune zu demonstrieren. Seit 2021 dürfen zumindest die ganz großen Kreuzfahrtschiffe nicht mehr in der Altstadt von Venedig anlegen. Bis dahin haben die das sonst immer nur einen Steinwurf vom Markusplatz enfernt gemacht, um anschließend die engen Gassen Venedigs mit tausenden von Tagestouristen stundenweise zu überschwemmen. Das ganze hat direkt vier Probleme:
Problem 1: Die Menge an zusätzlichen Touristen, klar.
Problem 2: Touristen von Kreuzfahrten geben nicht so viel Geld aus, wie andere Reisende, da sie nur kurz in der Stadt sind und an Board Essen inklusive haben. Die kaufen sich dann in Venedig vielleicht einen Snack, ein Getränk, ein Eis und noch ein Souvenir. Das war’s dann oft schon.
Problem 3: Die großen Wellen, die von den Kreuzfahrtschiffen erzeugt werden, tragen zur Erosion der Laguneninseln und zur Beschädigung der Fundamente historischer Gebäude bei.
Problem 4: Kreuzfahrtschiffe tragen durch ihre enormen Emissionen besonders massiv zur Luftverschmutzung bei.
Seit 2021 dürfen zumindest die ganz großen Kreuzfahrtschiffe daher nur noch den Hafen von Marghera anfahren, welcher ebenfalls zu Venedig gehört, aber auf dem Festland liegt. Dennoch schadet ein Anlegen der Kreuzfahrtschiffe hier ebenfalls die Lagune.
Venedig-Expertin und Wahl-Venezianerin Petra Reski hält das Ende der Kreuzfahrtschiffe in Venedig sogar gänzlich für Fake-News. Warum erklärt sie in diesem Video.
Und der Artikel hier erklärt ebenfalls, dass die Kreuzfahrtschiffe nicht aus Venedig verschwinden bzw. zurückkommen werden, auch die ganz großen.
Wieviele Tage braucht man für Venedig?
Ich war nur drei Tage in Venedig, was natürlich viel zu wenig ist. Das reicht gerade mal so für die Altstadt. Es gibt ja noch einige interessante Nachbarinseln, die auch zu Venedig gehören, wie z.B. das östlich liegende Lido di Venezia mit weitem Strand, der sicherlich einen Besuch wert ist. Zudem geht ja Venedig auf dem Festland noch weiter, hier wohnt sogar der größere Teil der Bewohner der Stadt. Will man also mehr sehen als nur die Basics, sollte man wohl wenigstens fünf Tage einplanen.
Air B’n’B in Venedig – warum man hier kein Ferienapartment buchen sollte
Ich hatte mir, wie oben bereits erwähnt, ein Air B’n’B-Zimmer in Venedig gebucht. Es war kein reines Ferienapartment. Der Inhaber Franzesko hat dort selbst gewohnt, jedoch die restlichen Zimmer regelmäßig an Touristen vermietet. Das Zimmer war recht teuer (245 Euro für 3 Nächste), aber richtig toll, so dass ich nicht widerstehen konnte. Frühstück war zudem inklusive. Die Wohnung lag ganz im Osten der Altstadt, nahe der Biennale, in einer sehr ruhigen Gasse. Ich hab mal nachgeguckt, inzwischen hat Franzesko seine Anzeige bei Air B’n’B deaktiviert.
Interessiert ihr euch für eine Buchung über Air B’n’B in Venedig, würde ich euch dringend empfehlen nur ein einzelnes Zimmer zu buchen und zwar bei einem Einheimischen, der auch wirklich selbst dort in der Wohnung wohnt. Gerade in solchen Touristen-Hotspots wie Venedig wird Air B’n’B immer mehr zu einem ernsthaftem Problem, da immer weniger Wohnungen fest an Einheimische vermietet werden, sondern als Ferienapartments für Touristen freigehalten werden, womit sich deutlich mehr Geld verdienen lässt. Das gilt natürlich auch für die Ferienwohnungen, die auf Booking.com angeboten werden.
Die Stadt hat inzwischen ein signifikantes Wohnungsproblem. Immer mehr Einheimische ziehen aufs Festland, da die Mieten immer weiter steigen und nicht mehr bezahlbar sind. Es gibt inzwischen ganze Wohnblöcke, die nur aus Ferienapartments bestehen. Einerseits durch (ehemalige) Venezianer, die aufs Festland ziehen und ihre Wohnung in der Altstadt an Touristen vermieten. Aber vor allem auch durch reiche Leute, die ein Apartment nach dem anderen kaufen, um es dann als Ferienwohnung zu vermieten und so ein dickes Geschäft zu machen. Venedig droht dadurch zu einem reinen Freilichtmuseum für Touristen zu verkommen, da die echten Venezianer immer mehr verschwinden. Es gibt hier inzwischen mehr Betten für Touristen als Bewohner. Vor kurzem erst ist die Anzahl an Einwohnern erstmals knapp unter die 50.000-Grenze gefallen. Jährlich ziehen etwa 1000 Venezianer aufs Festland. Wenn das so weiter geht, dauert es nur 50 Jahre, bis gar keiner mehr in der Altstadt wohnt.
Als die berühmtesten Gothics der Welt in Venedig ein Musikvideo drehten
Zum Abschluss noch ein kleiner Fun-Fact: In Venedig haben die berühmtesten Gothicpunks der Welt mal ein Musikvideo gedreht. Es handelt sich dabei um die Band Siouxsie and the Banshees mit „Queen of Goth“ Siouxsie Siuox als Frontfrau. Die Band soll die erste gewesen sein, die als „Post Punk“ bezeichnet wurde und das bereits 1977. Das Besondere: Robert Smith von The Cure hat von 1982 bis `84 auch noch bei den Banshees Gitarre gespielt hat. Den Titel „Berühmteste Gothics der Welt“ würden beide zwar ablehnen (beide lehnen sogar den Begriff „Gothic“ an sich ab) aber meiner Meinung nach gibt es keine berühmteren Gothicpunks, als die beiden. Im Jahr 1983 wurde jedenfalls für das Beatles-Cover „Dear Prudence“ ein Musikvideo gedreht und zeigt die Gothic-Pioniere, wie sie sich in Venedig tummeln.
Übrigens: 1984 hat Robert dann wegen drohendem Burn Out die Banshees wieder verlassen (er war damals sogar in drei Bands gleichzeitig) und das zwei Wochen vor einer Banshees-Tour. The Gothic Queen was not amused. Siouxsie war richtig sauer auf Robert, es gab üble Beschimpfungen. Bis heute scheint das Verhältnis zwischen den beiden kaputt zu sein. Gemeinsame Fotos gibt es seit der Zeit zumindest keine mehr.
Venedig sehen und sterben
Venedig ist eine der wenigen Städte, die wirklich unvergleichlich sind. Einmal im Leben muss jeder mal dort gewesen sein. Massentourismus hin oder her. Die Monate Juni bis August sollte man aber natürlich besser meiden. Denn in Italien allein gehen die Sommerferien ganze drei Monate, ein paar andere europäische Länder machen es genauso. Bei meinem Aufenthalt im August `21 ging es noch, aber es war eben Corona zu verdanken. Und auch damals war eine Schlange vorm Eingang vom Markusdom. An den Karnevalstagen soll es ebenfalls sehr voll sein.
Mein nächster Venedig-Besuch muss leider noch was warten, aber ich freue mich jetzt schon drauf.
Venedig, ich komme wieder! Venezia, tornerò! 🙂
PS: Wer einen Eindruck kriegen will, wie es ist, in Venedig zu leben, dem kann ich den Blog und Newsletter der deutschen Journalistin und Autorin Petra Reski empfehlen. Sie wohnt seit 1991 in Venedig und berichtet regelmäßig über die Stadt und deren Probleme mit den vielen Touristen. Sie hat darüber auch schon Bücher geschrieben, genau wie über die italienische Mafia.
Ein sehr informativer und kurzweilig zu lesender Blogartikel über die wohl schönste und imponierenste Stadt Europas. Die Fotos , die du vor Sonnenaufgang aufgenommen hast, finde ich atemberaubend, sie regen wirklich dazu an, hin und wieder so früh aufzustehen und sich etwas Schönes anzusehen, vielleicht nicht nur auf Reisen.
Bleibt zu hoffen, dass Venedig erhalten werden kann.
Danke für deinen lieben Kommentar, Uschi! 🙂