Rüdesheim erwähnte ich bereits in meinem Artikel über das UNESCO-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal. Da die Stadt zusammen mit der Loreley mein Lieblingsort in dieser Gegend ist, musste jetzt endlich auch mal ein eigener Beitrag über das Herz des Rheingaus her, um etwas ausführlicher auf die Sehenswürdigkeiten von Rüdesheim eingehen zu können. 

Der Rheingau schließt an das südliche Ende des Oberen Mittelrheintals an und befindet sich in Hessen. Hier fließt der Rhein für einige Kilometer in Ost-West-Richtung, statt, wie sonst üblich, von Süd nach Nord. Allerdings gehören nur die Orte nördlich des Rheins zu Hessen und Rheingau, die andere Seite, mit Orten wie Bingen und Ingelheim, gehörten zu Rheinland-Pfalz.

In Rüdesheim war ich erstmals im Sommer 2022 und war auf Anhieb sehr beeindruckt von der gemütlichen Innenstadt, den vielen Weinbergen, dem tollen Ausblick und dem Niederwalddenkmal. Seitdem habe ich zwei weitere Ausflüge per Bahn dorthin gemacht. Dauert von Köln aus knapp drei Stunden. Dazu fährt man entweder bis Bingen durch (RB26) und dann mit der Fähre rüber, oder man fährt bis Koblenz Hbf und steigt um. Ich habe dabei Rüdesheim immer mit anderen sehenswerten Orten des Mittelrheintals wie Bingen, Bacharach und der Loreley verbunden, die sich alle gut mit der Bahn erreichen lassen.

Im Sommer versprüht Rüdesheim schon fast mediterranes Flair, da es im Stadtzentrum nach Wein riecht. In Kombination mit hohen Temperaturen und der schönen Landschaft versetzt mich das selbst als Nicht-Weintrinker sofort in ein Urlaubs-Feeling. Fehlen eigentlich nur noch Palmen. Allerdings ist Rüdesheim zwar recht klein, aber alles andere als ein Geheimtipp, denn in der Stadt sind viele Touristen unterwegs. Man hört englisch und niederländisch fast genauso häufig, wie deutsch. Das Zentrum von Rüdesheim ist übersäht mit Restaurants und Souvenirläden.

Pflicht, wenn man in Rüdesheim ist: Rüdesheimer Kaffee trinken (hier im Cafè Engel).

Rüdesheimer Kaffee – Kaffee mit Likör

In Rüdesheim wurde übrigens 1957 der Rüdesheimer Kaffee erfunden: In einer speziellen Tasse ohne Henkel, der Rüdesheimer Kaffeetasse, wird Asbach Uralt (ebenfalls ursprünglich aus Rüdesheim) mit Würfelzucker erwärmt und flambiert. Anschließend wird starker Kaffee dazugegeben, dieser mit einer Schlagsahnehaube bedeckt und mit darüber gestreuten Schokoladenstückchen serviert. In Rüdesheim wird der Likör am Tisch der Gäste flambiert, was besonders bei einer Gruppe von Leuten zu einem kleinen Event wird.
Das ist wohl nicht überall so: Als ich mir mal im Kölner Café Wahlen einen Rüdesheimer Kaffee bestellt hatte, wurde dieser bereits fertig serviert. Etwas enttäuschend.
Jedenfalls ist ein Rüdesheimer Kaffee für mich Pflicht bei einem Besuch der Stadt. Gerade bei niedrigeren Temperaturen hat die Schärfe des Likörs etwas Aufwärmendes. Leider muss man acht oder neun Euro dafür hinlegen, aber es ist eben kein normaler Kaffee.

Hier nun die, meiner Meinung nach, 6 wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Rüdesheim.

1) Das Herzstück von Rüdesheim: Die Drosselgasse

Es wird eng – die Drosselgasse in Rüdesheim.

Die Drosselgasse ist die Rüdesheimer Weinmeile. Eine sehr schmale Kopfsteinpflastergasse, in der sich Restaurants, Souvenirläden in traditionellen Fachwerkhäusern dicht aneinander drängen, genauso wie die Touristen, die hier durchlaufen. Die Drosselgasse verläuft von der Rüdesheimer Hauptstraße (Rheinstraße) hoch zur Oberstraße, auf der sich weitere Restaurants und Läden befinden. Von der Obertraße geht die Marktstraße ab.
Wer, wie ich, keinen Wein trinken mag, bestellt sich eben einen Rüdesheimer Kaffee. Und wer bei hohen Temperaturen lieber ein Kaltgetränk bevorzugt: Es gibt den Rüdesheimer Kaffee auch in einer Eiskaffee-Variante, dann allerdings nicht flambiert. 

Ich habe noch nicht alle Läden der Drosselgasse besucht. Ich kann aber das Café Engel Rüdesheim am südlichen Ende und das Art-Cafè am nördlichen Ende der Drosselgasse sehr empfehlen. Das Gebäude des Café Engel ist aus dem 19. Jahrhundert zurück und ist ein klassisches Kaffeehaus mit Kronleuchter und eleganter Deko. Es erinnert ein wenig an die Wiener Kaffeehäuser. Perfekt für Kaffee und Kuchen.
Das Art-Cafè ist deutlich uriger und wird seinem Namen gerecht, denn an den Wänden hängen viele Gemälde. Neben einen Rüdesheimer Kaffee kann man sich hier auch einen Baumstriezel bestellen. Ein runder Hefeteig-Kuchen in verschiedenen Variationen. Den kann man sich auch per Fensterverkauf mitnehmen.

Wem die Drosselgasse zu voll ist, sollte sich auf der anschließenden Oberstraße, Marktstraße oder der Rheinstraße umschauen. Mit der Drosselgasse bilden sie ein Viereck in der Innenstadt. Meist ist dort deutlich weniger Gedränge.

Das obere Ende der Drosselgasse, Ecke Oberstraße.

2) Rüdesheimer Seilbahn: Lautlos über die Weinberge hinweg

Die Seilbahn in Rüdesheim

Eine Fahrt mit der Seilbahn in Rüdesheim ist ein Muss. Sie bringt einen von der Oberstraße sanft zum Niederwaldhügel, auf dem sich das Niederwalddenkmal befindet. Während der zehnminütigen Fahrt kann man die einmalige Rheinlandschaft bewundern. 

Kosten: Hoch und runter 10,00 Euro.
Nur rauf oder runter: 6,00 Euro.

Es gibt auch ein Kombiticket, dass neben der Seilbahn eine Schifffahrt vom benachbarten Assmanshausen zurück nach Rüdesheim beinhaltet.

Tagsüber bildet sich gerne eine lange Schlange vor der Seilbahn, die fast bis zur Drosselgasse geht. Ich empfehle möglichst früh oder erst ab späteren Nachmittag zu fahren. Klar, man kann auch von Rüdesheim zum Niederwalddenkmal laufen, was 30 – 45 Minuten in Anspruch nimmt. Aber gerade bei sommerlichen Temperaturen ist die Seilbahn die deutlich angenehmere Möglichkeit, das Denkmal zu erreichen. Denn auf den Wanderwegen zwischen den Weinhügeln gibt es kaum Schatten, was vor allem das Hinaufwandern bei hohen Temperaturen nicht so angenehm macht.

Es gibt noch eine zweite Seilbahn in Rüdesheim oder besser gesagt ein Sessellift. Dieser liegt westlich vom Niederwalddenkmal, direkt beim Hotel Jagdschloss Niederwald. Der Sessellift führt von Assmanshausen (ein Ortsteil von Rüdesheim) hoch zum Niederwald und zurück.

3) Rüdesheim Sehenswürdigkeiten: Niederwalddenkmal

Oberhalb des Rheins thront in Rüdesheim das Niederwalddenkmal.

Das Niederwalddenkmal ist wohl die wichtigste Sehenswürdigkeitn von Rüdesheim. Sie wurde 1883 nach sechs-jähriger Bauzeit errichtet, um die Gründung des Deutschen Kaiserreiches nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 zu feiern. Das Monument thront auf dem Niederwaldhügel und bietet damit einen einmaligen Blick auf den Rhein und die umliegenden Orte und Weinberge. Schöpfer des Denkmals war der deutsche Bildhauer Johannes Schilling.

Hauptbestandteil des Niederwalddenkmals ist die Germania. Bereits von den Römern wurde diese als Personifikation der germanischen Stämme benutzt. Im 19. Jahrhundert wurde die Germania wieder populär und war Symbol für die Vereinigung der deutschen Provinzen und Königreiche, die 1871 Teil des Deutschen Kaiserreiches wurden und damit den ersten deutschen Nationalstaat bildeten. 

Rüdesheim Sehenswürdigkeiten - Niederwalddenkmal - Germania
Die Germania mit Schwert und Krone.

Unterhalb der Germania ist das Hauptrelief angebracht, das aus 133 Personen besteht, davon stellen die meisten Generäle und Fürsten dar, welche eine wichtige Rolle bei der Gründung des Deutschen Kaiserreichs bildeten. In der Mitte der Figuren sitzt Kaiser Wilhelm I. auf einem Pferd.

Das Relief unterhalb der Germania mit den Strophen von „Die Wacht am Rhein“.

Warum ausgerechnet der Niederwald bei Rüdesheim als Ort für das Niederwalddenkmal gewählt wurde, liegt am Rhein: Dieser gilt schon seit Jahrhunderten als der deutsche Fluss schlechthin, was sich in zahlreichen Sagen und Märchen widerspiegelt. Zudem sangen die deutschen Soldaten, als sie in den Deutsch-Französischen Krieg zogen, das patriotische Lied „Die Wacht am Rhein“, welches damals die Funktion einer inoffiziellen Nationalhymne hatte. Das Lied wird auch im Hauptrelief des Denkmals zitiert.

Das Niederwalddenkmal hat eine Gesamthöhe von 38,18 Metern und wiegt nicht weniger als 75 Tonnen. Die Germania selbst ist 12,5 m hoch. Das Denkmal wurde übrigens ab 1877 in München hergestellt und in einzelnen Teilen in acht Tagen per Zug und Schiff nach Rüdesheim gebracht.

Übrigens war am Tag der Einweihung des Denkmals ein Attentat auf den anwesenden Kaiser Wilhelm geplant, welches aber nicht durchgeführt werden konnte. Regen hatte die Zündschnur des Dynamits aufgeweicht und lies diesen daher nicht komplett entzünden. Mehr über den Vorfall hier.

Gar keine Frage: Das Niederwalddenkmal muss man sich angucken, wenn man in Rüdesheim ist. Sowohl das Denkmal, als auch die Aussicht auf den Rhein und die Umgebung sind einzigartig. Beides top Sehenswürdigkeiten von Rüdesheim!

Rüdesheim Tipps - Aussicht vom Niederwalddenkmal auf den Rhein
Die Aussicht vom Niederwalddenkmal auf den Rhein. 10 von 10 Punkte.

4) Siegfrieds Mechanisches Musikkabinett

Siegfrieds Mechanisches Musikkabinett im Brömershof oberhalb der Rüdesheimer Drosselgasse.

In Siegfrieds Mechanisches Musikkabinett sieht und hört  man die unterschiedlichsten mechanischen Musikinstrumente, von der Spieluhr bis zum riesigen Konzert-Orchestrion. Im Museum befinden sich mehr als 400 selbstspielende Instrumente. Bei der knapp 45-minütigen Führung werden viele davon verklärt und vorgespielt. Man kann die selbstspielenden Instrumente als Vorläufer der heutigen Computer betrachten, da diese ebenso auf einen Datensatz zugreifen. Der Besuch des Museums ist nur im Rahmen einer Führung möglich. Um vorherige Reservierung wird gebeten. 

Das Besondere an Siegfrieds Mechanisches Musikkabinett ist auch das Haus, in dem es sich befindet: Es nennt sich Brösmerhof und ist ein Rittersitz aus dem 15. Jahrhundert und ist nur einen Katzensprung vom oberen Ende der Drosselgasse entfernt.

Ein tolles Museum, in das man unbedingt hineingehen sollte, wenn man in Rüdesheim ist!

Eine Spieluhr in Lebensgröße

Siegfrieds Mechanisches Musikkabinett
Adresse: Oberstr. 27-29, Rüdesheim
Öffnungszeiten: 11-17 Uhr
Eintritt: 10,00 € (regulär)

5) Rüdesheim Sehenswürdigkeiten – Abtei St. Hildegard

Rüdesheim Sehenswürdigkeiten - Abtei St. Hildegard
Die Abtei St. Hildegard befindet sich nördlich des Rüdesheimer Stadtteils Eibingen.

Schon mal von der heiligen Hildegard von Bingen (1098 – 1179) gehört? Sie war gleichermaßen Ordensfrau, Wissenschaftlerin, Theologin, Philosophin, Musikerin, Dichterin, sowie Natur- und Heilkundige. Wahrscheinlich war Hildegard von Bingen die klügste deutsche Frau im Mittelalter. Eine richtige Universalgelehrte, die viele Schriften hinterlassen hat.

Rüdesheim liegt ja genau gegenüber von der Stadt Bingen und ihretwegen wurde hier ab 1900 die Abtei St. Hildegard im neoromanischen Stil gebaut. Zu der Abtei gehört auch eine Cafèteria, ein Shop, eine Vinothek (die Abtei betreibt Weinbau), eine Kunstwerkstatt, eine Goldschmiede, eine Akademie und ein Online-Shop. Schon auf dem Weg zur Abtei läuft man an künstlerischen Skulpturen vorbei, die von den Schwestern selbst gestaltet worden sind. Eine ziemlich vielseitige Abtei, oder?

Die Kirche der Abtei St. Hildegard von innen

Im Innern der Kirche der Abtei St. Hildegard gibt es an den Wänden Beuroner Kunst zu betrachten. Die Beuroner Kunstschule entstand im 19. Jahrhundert im Benediktinerkloster Beuron. Eine Gruppe von Künstlermönchen mit besonderen Begabungen kam hier zusammen: Maler, Bildhauer, Schriftgestalter und Architekten. Sie gründeten die Beuroner Kunstschule und damit eine neue Kunstrichtung: Die Beuroner Kunst mit dem christlichen Glauben als zentrales Thema.

Weil die Abtei nordwestlich vom Rüdesheimer Stadtzentrum liegt, gibt’s auch hier eine tolle Aussicht auf den Rhein.

Nur einen Kilometer südlich der Abtei befindet sich übrigens in die Wallfahrtskirche St. Hildegard, deren Ursprünge auf das 12. Jahrhundert zurückgehen. Hier befinden sich die Reliquien von Hildegard von Bingen.

6) Wandern in Rüdesheim

Wandern in Rüdesheim entlang der Weinberge. Hier auf dem Rheingauer Rieslingpfad. Schöne Aussicht inklusive.

Das ganze Mittelrheintal und der Rheingau ist geradezu gemacht für Wanderungen. Hier läuft man entlang der Weinberge oberhalb des Rheins. Direkt am Niederwalddenkmal vorbei führt der Rheinsteig, ein insgesamt ca. 320 km langer Wanderweg. Er verläuft von Bonn über Koblenz nach Wiesbaden und ist in mehreren Etappen aufgeteilt. Die Wanderwege sind mit dem blauen Rheinsteig-Logo markiert.

Dann geht durch Rüdesheim auch noch der Rheingauer Rieslingpfad. Dieser beginnt in Kaub am Rhein über Rüdesheim nach Flörsheim am Main im Osten. Diesen bin ich im Sommer 2022 ein Stück weit gewandert, um von der Abtei St. Hildegard zuerst zum Niederwalddenkmal zu gelangen und von da aus weiter nach Rüdesheim-Assmannshausen. Hier läuft man oberhalb der Weinberge parallel zum Rhein mit bemerkenswertem Ausblick. Zwischen Rüdesheim und Assmanshausen – auf der Höhe des Binger Mäuseturms – läuft man direkt an der Burgruine Ehrenfels vorbei. Leider nicht besuchbar.

Die Burgruine Ehrenfelds zwischen Rüdesheim und Assmanshausen. Links hinten der Binger Mäuseturm.

Rüdesheim – Fazit

Rüdesheim ist immer wieder ein Besuch wert. Die Innenstadt ist gemütlich, bietet zahlreiche Einkehrmöglichkeiten und das Niederwalddenkmal mit Ausblick auf dem Rhein ist ein Traum. Ich werde mich niemals daran satt gesehen haben.

Rüdesheim ist das ganze Jahr durch interessant: Während sich bei mittleren und höheren Temperaturen Wanderungen durch die einzigartige Weinberge entlang des Rheins und Schifffahrten auf dem Rhein anbieten, kann man sich im Winter sehr gut die Zeit auf dem Rüdesheimer Weihnachtsmarkt vertreiben. Dieser beginnt 2023 am 20. November und geht bis einen Tag vor Heilig Abend. In der kalten Jahreszeit bietet der Rüdesheimer Kaffee dann auch die perfekte Aufwärmung.

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2 Kommentare

  1. […] Rüdesheim – eins der ganz großen Highlights des Oberen Mittelrheintals. Eine kleine Stadt, aber von internationaler Bedeutung und mit mediterranem Flair. Ich denke, nirgends wirkt der Rhein „urlaubiger“ als in Rüdesheim. Es gibt viele Weinlokale, Restaurants und kleine Souvenirlädchen. Eine Menge internationale Besucher sind hier anzutreffen, man hört vor allem englisch und niederländisch nahezu genauso oft, wie deutsch. Selbst im Winter. Dann gibt es in Rüdesheim auch einen gar nicht mal so kleinen Weihnachtsmarkt. […]

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