In Karlsruhe bin ich als Kind mehrere Male gewesen. Meine Mutter kommt von hier. Ich erinnere mich noch, wie mich damals (1996) das weite Straßenbahn-Netz beeindruckt hatte und schon das Fahren mit der Straßenbahn ein Erlebnis für sich war. Ich war ein Junge vom Dorf und Straßenbahnen noch absolutes Neuland. 😉 Karlsruhe ist für mich auch heute noch die Straßenbahn-Stadt Deutschlands und berühmt für das „Karlsruher Modell“, bei denen einige Stadtbahnlinien bis ins weite Umland fahren. Mehr dazu unten.
Jahrelang bin ich seit der meiner Kindheit nicht mehr in Karlsruhe gewesen. Erst 2022 war es zumindest für einen Tag wieder soweit und im vergangenen April noch mal für 2 Tage. Karlsruhe hat einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten: Ein beeindruckendes Schloss, viel Natur & zukunftsweisende Technik.
Karlsruhe Basisinfos
Bundesland: Baden-Württemberg (Region Baden)
Gründungsjahr: 1715
Einwohner: ca. 306.500 (22.-größte Stadt Deutschlands)
Fläche: ca. 173 km2 (Köln: 405 km2, Berlin: 891 km2)
Anzahl Stadtteile: 27
Kfz-Kennzeichen: KA
Schloss Karlsruhe und Schlosspark
Das bekannteste Wahrzeichen der Stadt ist das Schloss Karlsruhe. Das Schloss ist ein architektonisches Meisterwerk aus dem 18. Jahrhundert und ist auch der Grund für den Namen der Stadt. Ab 1715 wurde es gebaut und sollte als Rückzugort des Grafen Karl Wilhelm von Baden-Durlach dienen. Damit der gute Karl hier seine Ruhe haben und sich u.a. vom spanischen Erbfolgekrieg (1701 – 1714) erholen kann. Das Schloss wurde mit 32 Alleen angelegt, die sternenförmig vom Schloss aus in alle Himmelsrichtungen gehen. Es sind heute nicht mehr alle Alleen erhalten, aber immer noch genügend, so dass Karlsruhe oft als „Fächerstadt“ bezeichnet.
1715 ist übrigens auch gleichzeitig Stadtgründung, womit Karlsruhe also noch relativ jung ist. Seit 1919 beherbergt das Schloss Karlsruhe das Badische Landesmuseum. Hier gibt’s viel zur Geschichte der Region Baden, aber auch Kunstobjekte unterschiedlicher Epochen, sowie ägyptische und römische Relikte.
Während des Zweiten Weltkriegs brannte das Karlsruher Schloss im September 1944 aufgrund von Bombenangriffe aus. Ab Mitte der 50er Jahre wurde es als Museum wiederaufgebaut. Dabei wurde nur die äußere Fassade originalgetreu wiederhergestellt. Im Inneren entstanden moderne Ausstellungsflächen.
Das Besuch des Karlsruher Schloss ist Pflicht, wenn man die Stadt besucht. Ich empfehle auch dringend den Schlossturm zu besteigen. Hier hat man die beste Aussicht auf Karlsruhe und kann in alle Himmelsrichtungen gucken.
Direkt hinter dem Schloss liegt der Schlosspark, ein wunderschöner Park mit vielen Spazierwegen und kleinem See. Hier könnt ihr entspannen und die Schönheit der Natur genießen, während ihr die Ruhe und die Atmosphäre des Parks auf euch wirken lasst.
Auf der linken Seite des Schlosses befindet sich der Botanische Garten. Der ist definitiv auch einen Blick wert, beinhaltet auch ein paar Gewächshäuser und ist kostenlos.
Im Sommer finden übrigens die Schlosslichtspiele statt. Dann wird das Schloss Karlsruhe einen Monat lang jeden Abend mit animierten Projektionen aufwändig bestrahlt. 2023 finden die Schlosslichtspiele vom 16. August bis 17. September statt. Ein Grund für mich dann wieder mal nach Karlsruhe zu fahren. Die Fotos und Videos, die ich davon gesehen habe, sehen absolut beeindruckend aus.
Öffnungszeiten Schloss Karlsruhe/Badisches Landesmuseum:
Mo geschlossen, Di–Do 10–17 Uhr, Fr–So 10–18 Uhr
EIntritt: 8 EUro (regulär), Freitag ab 14 Uhr kostenloser Eintritt in die Sammlung
Öffnungszeiten Schlossturm:
Mo geschlossen, Di–Do 10–16:15 Uhr, Fr–So 10–17:15 Uhr
Letzter Aufstieg 15 min vor Schließung des Turms
Marktplatz mit der Pyramide
Die markante Pyramide auf dem Marktplatz von Karlsruhe ist das Grabmal des Stadtgründers Karl Wilhelm von Baden-Durlach. Begehbar ist das Grabmal nicht, trotzdem wollte ich die Pyramide nicht unerwähnt lassen. Die Pyramide ist 6,80 Meter hoch und als Vorbild diente die Cestius-Pyramide in Rom (gebaut zwischen 18 und 12 v. Chr.).
Jedoch wurde Karl Wilhelm von Baden-Durlach an dieser Stelle schon bebraben, bevor es die Pyramide überhaupt gab. Von 1722 bis 1807 stand genau hier nämlich die die Konkordienkirche, in deren Gruft Karl Wilhelm seine letzte Ruhe fand – „Karlsletzteruhe“. 😉
Die Pyramide aus Sandstein wurde von 1823 bis 1825 über dem Grab erstellt. Eine Tafel an der Nordseite der Pyramide, die den Zugang nach Innen verschließt, trägt folgende Inschrift:
Hier wo Markgraf Carl einst im Schatten des Hartwaldes Ruhe suchte und die Stadt sich erbaute die seinen Nahmen bewahrt auf der Staette wo er die lezte Ruhe fand weiht ihm dies Denkmahl das seine Asche verschliest in dankbarer Erinnerung Ludwig Wilhelm August Grosherzog 1823
Turmberg in Karlsruhe-Durlach
Wer gerne einen Blick über die Stadt genießen möchte, sollte unbedingt den Turmberg im östlichen Stadtteil Durlach besuchen. Durlach war lange eine eigenständige Stadt, wurde aber in den 1930er Jahren gegen den Willen der Bürger nach Karlsruhe eingemeindet. Was etwas ironisch ist, denn Durlach ist deutlich älter als Karlsruhe und wurde bereits 1196 erstmals urkundlich erwähnt als villa durla (= Dorf). Jedoch hat der Stadtteil eine gewisse Eigenständigkeit beibehalten und besitzt auch sein eigenes Finanzamt und Amtsgericht.
Der Turmberg in Durlach ist ein beliebtes Ausflugsziel und bietet eine tolle Aussicht auf Karlsruhe und die umliegende Landschaft. Auf dem Berg gibt es auch ein Restaurant („Anders auf dem Turmberg„), das lokale Spezialitäten anbietet und über eine Terrasse mit entsprechender Aussicht verfügt.
Auf den Turmberg gelangt man entweder zu Fuß in ca. 20 Minuten und nimmt dabei nicht weniger als 529 Stufen! Hab ich einmal gemacht – nicht ohne, aber geht. Nicht so fitte oder lauffaule können auch die Turmbergbahn nehmen. Diese gibt’s bereits seit 1888 und kostet gerade mal 2,00 (eine Strecke) bzw. 3,00 Euro (hoch und runter).
Vorher oder nachher kann man auch gut durch Durlach spazieren. Es ist ein sehr gemütlicher, ruhiger Stadtteil und Endstation der Linie 1. Die endet direkt am Fuße des Turmbergs.
Naturkundemuseum Karlsruhe
Nur wenige Meter vom Markplatz entfernt steht das Naturkundemuseum Karlsruhe. Ein weiteres Highlight der Stadt, das eine beeindruckende Sammlung von Tieren und Pflanzen aus aller Welt beherbergt. Mich haben die vielen Aquarien mit exotischen Fischen (u.a. auch ein kleiner Hai), sowie die Dinosaurier-Knochen am meisten fasziniert.
Das Gute an den Museen in Karlsruhe ist, dass die meisten Freitag-Nachmittag kostenlos besuchbar sind.
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9.30–17 Uhr
Samstag, Sonntag und an Feiertagen 10–18 Uhr
Kosten: 7 Euro (Erwachsene) / Freitags ab 13 Uhr gratis Eintritt (Dauerausstellung und kleine Sonderausstellung)
Günter Klotz-Anlage & Mount Klotz
Südwestlich der Innenstadt befindet sich die Günter-Klotz-Anlage mit dem Mount Klotz. Es handelt sich um eine sehr schöne Grünanlage mit Hügel und See. Namensgeber ist Günther Klotz, der bis zu seinem Tod 1972 der Bürgermeister von Karlsruhe war und die Idee zu dem Naherholungsgebiet hatte. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf die Stadt und die Umgebung. Der Mount Klotz ist auch ein beliebtes Ziel für Wanderer und Fahrradfahrer. Für Kinder gibt’s einen Spielplatz. Die Anlage befindet sich am Rande des kleinen Flusses „Alb“, die man sehr gut von hier aus entlang spazieren kann. Quasi ein „Alb-Traum“. 😉
ZKM
Das Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) ist ein Museum für Medienkunst und Technik, das eine beeindruckende Sammlung von meist interaktiven Installationen und Videokunst bietet. Gerne auch mit gesellschaftlichem, philosophischem Hintergrund. Das ZKM wurde 1989 mit der Mission gegründet, die klassischen Künste ins digitale Zeitalter zu überführen. Deshalb sieht es sich auch ein bisschen als „digitales Bauhaus“. Und mit Bauhaus ist natürlich die berühmte Schule für Architektur und Design gemeint, nicht der Baumarkt. 😉
Die ZKM ist übrigens auch für die Schlosslichtspiele verantwortlich. Mit dem Museum beweist die Stadt Karlsruhe, was für ein wichtiger Standort es für zukunftsorientierte Technik ist. Entsprechend gibt es in der Stadt auch einen großen Technik-Campus: Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) ist das größte Forschungszentrum Deutschlands.
Ein sehr interessantes, modernes Museum. Hier trifft Kunst auf moderne Technik. Auf jeden Fall reingehen!
Öffnungszeiten: Mi-Fr 10-18 Uhr; Sa+So 11-18 Uhr
Tickets kosten regulär 8 Euro. Auch für das ZKM gilt: Freitag-Nachmittag (ab 14 Uhr) ist der Eintritt gratis!
Markt auf dem Gutenbergplatz
Der Gutenbergplatz in der Karlsruher Weststadt ist mit seiner über 100-jährigen Geschichte nicht nur der älteste, sondern auch der schönste Markt der Stadt. Markttage sind Dienstag, Donnerstag und Samstag, jeweils von 07:30 bis 14 Uhr. Dann gibt es hier Stände mit Essen aus der ganzen Welt. Von Backwaren, über Teigwaren aller Art, Fisch, Pfälzer Dampfnudeln, Kaffeespezialitäten, Molkereiprodukte, türkischen, französischen, italienischen, portugiesischen und asiatischen Lebensmitteln. An den Markttagen ist dann auch gut was los auf dem Platz.
Mit der Straßenbahn bis ins weite Umfeld fahren – Das Karlsruher Modell
Ich hatte oben schon davon geschrieben. Die Stadt ist der Erfinder des „Karlsruher Modells„, welches in den 90ern eingeführt wurde. Die mit dem S-Bahn-Logo versehenen Stadtbahnlinien fahren innerhalb der Stadt zusammen mit den regulären Straßenbahnen und verwandeln sich quasi außerhalb der Stadtgrenze in S-Bahnen. Als solche fahren sie ins weite Umland, z.B. nach Pforzheim, Baden-Baden und bis in den Schwarzwald hinein (u.a. Bad Herrenhalb).
Straßenbahnen, die weit über die Stadtgrenze hinaus fahren, sind zwar an sich nichts besonderes (z.B. gibt’s in Köln die Linien 16 und 18, die bis nach Bonn fahren), jedoch ist das Besondere am Karlsruher Modell, dass die Bahnen in einigen Bereichen die Schienen der Deutschen Bahn mitbenutzen inklusive deren Oberleitungen. Was besondere Technik erfordert, denn die Spannung der Oberleitungen von Eisenbahnen beträgt 15.000 Volt, die von Straßenbahnen lediglich 750 Volt. Die Stadtbahnen von Karlsruhe sind so gebaut, dass sie flexibel beide Oberleitungsarten nutzen können. Die Fahrer müssen sowohl eine Ausbildung machen zum Straßenbahnfahrer, als auch Eisenbahnfahrer (bzw. Triebfahrzeugführer).
Das Karlsruher Modell hat den Vorteil, dass man fast überall vom Zentrum aus umsteigefrei ins Umland fahren kann, ohne erst zum Bahnhof fahren zu müssen. Aber der Vorteil ist auch der Nachteil: Will man mit der Stadtbahn z.B. von einer nördlichen Vorstadt in eine südliche fahren, halt man allein innerhalb von Karlsruhe um die 25 Mal. Eben straßenbahntypisch alle 1-2 Minuten.
Das Karlsruher Modell diente auch u.a. Städten wie Kassel und Saarbrücken als Vorbild.
Der Rhein in Karlsruhe
Als Kölner war es mir wichtig, in Karlsruhe auch dem Rhein einen Besuch abzustatten. Der hat hier bei weitem nicht so eine Bedeutung, wie in Köln, da er die Stadt nur streift. Dennoch kann man es sich hier am Rhein sehr nett machen. Mit der Stadtbahn fährt man dazu z.B. bis zur Haltestelle „Maxau“ und steigt nahezu direkt am Wasser aus. Entlang des Rheins gibt es ausgesprochen viel Grün, was zum Wandern einlädt. Auf der anderen Seite befindet sich Rheinland-Pfalz.
Weiter südlich gibt es das Rheinstrandbad Rappenwört (Endstation Linie 3), ein Freibad in natürlicher Umgebung direkt am Rhein, für das ich allerdings keine Zeit mehr hatte.
Karlsruhe – eine Stadt mit Flair
Karlsruhe ist eine absolut sehenswerte, vielseitige Stadt mit Flair und einigen top Sehenswürdigkeiten. Das Schloss mit dem Park ist unglaublich schön, es gibt allgemein sehr viel Grün, zudem haben mir die Museen mit ihren Gratis-Eintritten am Freitag-Nachmittag sehr gut gefallen und wurden komplett ausgenutzt.
Das einzige, was mir nicht so gefallen hat, ist das spätabends und nachts am Wochenende schon einige lärmende Jugendliche in der Innenstadt unterwegs sind, was irgendwie nicht so recht ins Bild der ansonsten so gemütlichen, ruhigen Stadt passt. Ich habe mich jetzt nicht direkt unsicher gefühlt, etwas auffällig und irritierend war es aber schon.
Trotzdem sollte man Karlsruhe mal gesehen haben. Ich empfehle 2 Tage für die Stadt einzuplanen. Hat man mehr Tage zur Verfügung kann man aber wiederum sehr gut mit der Stadtbahn das Umland erkunden. Ein Trip in den Schwarzwald wird bei mir z.B. das nächste Mal fällig. Aber auch nur ein Tagestrip nach Karlsruhe lohnt sich. Dann würde ich mich auf das Schloss, die Günther-Klotz-Anlage und dem Turmberg in Durlach beschränken.
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